Familie Egloff
Die Langzeitstudie der kinderreichen Familie Egloff während 15 Jahren verwebt spontane Alltagsszenen mit dem Rückblick der Eltern auf das Heranwachsen ihrer Kinder aus zwei Ehen.
Inhalt
Das Ehepaar Egloff hält Rückblick und erzählt humorvoll, wie ihre vier Kinder aus zwei Ehen gross wurden, ihren Weg als junge Erwachsene suchen und wie sie mit sich, Kindern, Katzen und Konflikten umgehen.
Die Egloffs, das sind die Kinder: Jonathan, Noëmi, Beryl und Orson, heute zwischen 13 und 21 Jahre alt, und die Eltern: Meret, ausgebildete Ärztin, heute Tanz- und Trommellehrerin, und ihr zweiter Mann Michael, von Beruf Kommunikationsberater. Sie leben einen Alltag in allen Farben in einem grossen Haus in Zürich.
Seit 15 Jahren filmt sich die Familie immer wieder selbst. Der Filmemacher Dieter Gränicher verwebt diese spontanen Alltagsszenen mit seinen über Jahre gemachten eigenen Aufnahmen zu einer lebendigen Langzeitstudie einer kinderreichen Familie von heute.
Gedanken der Autoren
Ende 2004 fassten wir den Entschluss, eine lang angelegte Beobachtung einer kinderreichen Familie anzugehen. Dabei sollte die Familie selber Aufnahmen von sich drehen. Wir erhofften uns Bilder und Szenen, die mit einer Equipe praktisch unmöglich zu drehen sind. Zwischen den Personen vor und der Person hinter der Kamera entstehen so oft spannende und witzige Interaktionen. Solche Aufnahmen haben eine grosse Direktheit und erlauben einzigartige, authentische und spontane Einblicke in das Familienleben.
Wir starteten im Winter 2004/05 mit zwei ausgewählten Familien mit je vier Kindern. Nachdem die erste Drehphase im Frühling 2005 beendet war, zog sich aber eine Familie zurück, weil ihr der Zusatzaufwand während einigen Jahren zu filmen, zu gross schien. Ehrlich gesagt waren wir nicht ganz unglücklich mit dieser Entwicklung: Es war uns bewusst, dass die Darstellung der sechs Personen der Familie in einem Film – über den Zeitraum von 15 Jahren – schon anspruchsvoll genug war.
Deshalb entschieden wir auch, dass grundsätzlich nur im Familienhaus selber gedreht würde, dass keinerlei Verwandte und Freunde mit einbezogen würden und dass die in Familienfilmen häufig thematisierten Ferien ebenfalls nicht dargestellt würden. Vielmehr sollte der familiäre Alltag Zuhause, so wie die Familie, wenn sie unter sich ist, ihr Leben gestaltet, im Film aufgezeigt werden. Fasziniert waren wir dabei vom Gedanken, dass im Film ein so grosser Zeitraum der Entwicklung der Familie dargestellt werden konnte. So sieht man zum Beispiel Beryl vom Säuglings- bis ins Pubertätsalter mit 15.
Nach der dritten Drehphase mit der Familie Egloff zeigte sich, dass es kaum mehr möglich sein würde, die Langzeitbeobachtung weiterzuverfolgen. Die Familie zeigte nur noch wenig Motivation zu filmen, weil der angespannte familiäre Alltag sie allzu sehr belastete. Doch auch deswegen waren wir nicht enttäuscht oder gar entmutigt. Im Gegenteil erschien es uns filmisch reizvoll, je länger je mehr selber die Filmaufnahmen zu drehen, so dass in der letzten Phase Ende 2009 der überwiegende Teil der Aufnahmen von uns Filmemachern gedreht wurde. Damit wurde es für uns möglich, die von der Familie gedrehten Aufnahmen mit unseren eigenen zu verzahnen und zu einem Ganzen zu formen - eine reizvolle und interessante Aufgabe vor allem für die Montage.
Eine wichtige dramaturgische Entscheidung war die Überlegung, den ganzen Film als Rückblick der beiden Eltern auf ihre Familie zu gestalten. Wir führten vorgeschnittene Videosequenzen dem Elternpaar vor, filmten ihre spontanen Reaktionen und drehten anschliessend ein Gespräch über das Gesehene. So konnten wir das gesamte, zum Teil sehr heterogene Material strukturieren, ihm eine klare filmische Form geben und eine eindeutige Erzählperspektive etablieren.
Entstanden ist ein knapp 60-minütiger Film, der, ohne spektakulär sein zu wollen, die Entwicklung der Familie über diesen langen Zeitraum nachzeichnet. Ein fast schon ethnografischer Blick auf eine Zürcher Mittelstandsfamilie mit vielen Kindern, der das Innenleben einer Familie ausleuchtet.
Mitarbeiter
Hansueli Schenkel
Produktionsangaben
Michèle Sauvain und Urs Augstburger